13cm Mitteltöner im Armaturenbrett in meinem Scirocco 3 - Stichsägenmassaker II
Tja, ich könnte jetzt schreiben, ich habe lange überlegt, mir Gedanken gemacht, das Für und Wider abgewägt, und vor dem entscheidenden Schritt (oder Schnitt) ehrfurchtsvoll inne gehalten, bevor ich bei einem Neuwagen mit exakt 2555km auf dem Tacho das Armaturenbrett zersägt habe - aber das wäre gelogen. Es war schon vor dem Kauf des Sciroccos fest eingeplant, dort ein klangstarkes 3-Wege System zu verbauen, und zwar direkt, nicht über die Scheibe spielend, in einem geschlossenen Volumen. Auch die Entscheidung einen 13er einzusetzen fiel nicht schwer – es war Platz genug da, also rein damit! Ein kleines Video hab ich natürlich auch wieder gemacht :-)
Bevor es hier losgeht, sei noch gesagt, das hier ist keine Aktion die man an einem Wochenende fertig bringt, sondern sicher 4-5 Tage in Anspruch nimmt!
Urlaub bei Chef und
Frau/Freundin eingereicht? Denn los! Zuerst die Türen aufmachen damit
die Scheiben ein Stück herunterfahren können, dann die Batteriemasse
abklemmen zur eigenen Sicherheit und zur Vermeidung von Fehlern im
Steuergerät.
Vorbereitung: Die unteren Verkleidungen, die Mittelkonsole und das Handschuhfach werden wie bei ‚Kabel legen ’ erklärt abgebaut.
Bevor es ans
Eingemachte geht, muss das Armaturenbrett erstmal raus. Fangen wir in
der Mitte an, indem der Rahmen um das Radio ausgeclipst wird, hier
eignet sich wieder hervorragend ein breiter Kunststoffkeil oder
Clipsheber die es im Fachhandel zu kaufen gibt. Darunter verbergen sich
eine Reihe Schrauben die mit einem 20er Torx-Schraubendreher alle
herausgedreht werden müssen. Dann kann man das Radio bzw. den
Radiorahmen herausnehmen und das Klimabedienteil.
Am Klimabedienteil
sind 3 Stecker, hier die rote Verriegelung hochziehen, dann kann die
Nase seitlich eingedrückt und die Stecker gezogen werden.
Nun taucht die zweite Schicht Schrauben auf die ebenfalls alle gelöst werden müssen.
Jetzt kann man die
mittlere Lüftungsdüse herausziehen, und die Stecker darin lösen. Dann
den Kunststoffrahmen im Radioschacht herausziehen.
Nachdem die seitlichen
Verkleidungen abgenommen sind, kann man die seitlichen Lüftungsdüsen
von hinten herausdrücken. In dem Zuge auch den Sicherungskasten links
losschrauben sowie die Stecker der Sensoren im Lüftungskanal abziehen.
Das Lenkrad ganz nach
vorne und unten ziehen und die beiden Schrauben die den Tacho halten
lösen. Dann den Tacho herausziehen und den Stecker dahinter entriegeln
indem man den violetten Bügel hochzieht und abziehen.
Um das Lenkrad abzubauen muss der Airbag demontiert werden. !Achtung! Dies darf nur von geschultem Fachpersonal durchgeführt werden!
Das Lenkrad auf 90° drehen, dann kann man von hinten ein Loch sehen,
hinter diesem Loch ist ein Metallbügel auf einer Rastnase den man mit
einem Schraubendreher Richtung Lenkradnabe entriegelt. Nun das Lenkrad
um 180° drehen und den 2. Bügel entriegeln, jetzt ist der Airbag gelöst
und kann vorsichtig abgenommen werden.
Dann den gelben
Stecker entriegeln und abziehen. Vorher sollte man die Karosserie
anfassen um sich ggf. statisch zu entladen. Den Airbag dann gut
weglegen, mit der Vorderseite nach oben.
Mit einem 12er
Vielzahnschlüssel die Nabenschraube lösen, dabei das Lenkrad mit der
Hand festhalten, nicht gegen das Lenkradschloss Kraft aufwenden! Dann
schauen, normalerweise ist auf dem Lenkrad und der Nabe eine Kerbe,
genau so muss das Lenkrad später wieder montiert werden! Wenn nicht,
unbedingt die Position markieren! Abziehen lässt es sich mit ein wenig
Kraft und hin- und her wackeln. Dann an nichts dahinter herumdrehen!
Den Lenkwinkelgeber (Bild 13) gleich mit einem Stück Klebeband gegen
verdrehen sichern.
Um die Verkleidung
unterm Lenkrad los zu bekommen, muss die Schraube unten herausgedreht
werden. Links das ist der Hebel für die Höhenverstellung.
Die obere Verkleidung
ist nur geclipst und wird abgehoben, darunter kommen noch 2 Schrauben
zum Vorschein die ebenfalls los müssen. Jetzt kann man die untere
Verkleidung abnehmen.
Um die
Lenkstockschalter abzubauen muss die kleine Torx Schraube vom
Lenksäulensteuergerät gelöst werden. Dann muss es entriegelt werden,
dazu an der kleinen Öffnung vorn einen 2,5mm Bohrer etwa 4-5cm tief
hineinstecken, und dann mit der Spitze nach links drücken um die
Rastung zu lösen, jetzt kann man es vorn ein Stück nach unten ziehen.
Braucht nicht ganz abgebaut zu werden.
Nun
kann der Lenkwinkelgeber abgezogen werden. Oben die 2 Rastnasen lösen
und dann abziehen. Das Klebeband schützt vor unbeabsichtigem Verdrehen.
Um die
Lenkstockschalter zu entriegeln mit einem dünnen Blechstreifen die
Rastung hinten lösen. Das helle vorn im Bild ist der Rücksteller für
den Blinker, das ist NICHT die Rastung, die sieht man nicht im Bild!
Hat man es los oben noch mit einem kleinem Schraubendreher die Rastnase
lösen und dann lassen sich die Schalter nach vorn abziehen.
Jetzt alle Schrauben mit Torx 25 lösen, je eine an den Seiten…
…je eine von unten…
… 3 in der Mitte unter dem Radioausschnitt. Eine weitere versteckt sich im Tachoausschnitt.
Jetzt die zwei 30er TORX lösen die den Airbag halten.
Auch hier darf nur geschultes Fachpersonal ran! Die orange Entriegelung lösen, sich an der Karosserie statisch entladen und dann den Stecker abziehen.
Nun kann man das
Armaturenbrett vorsichtig vorziehen, nur ein Stück, der Sonnensensor
muss erst los, dazu die Abdeckung loshebeln, dann kann man den ganzen
Sensor losclipsen. Jetzt kann das Armaturenbrett komplett herausgehoben
werden, das geht am besten zu zweit.
Geschafft! Das komplizierte wäre erledigt. Mittlerweile (2015) brauche ich da keine anderthalb Stunden mehr für.
Bevor wir weitermachen wird der Beifahrerairbag ausgebaut, und auch dies darf wieder nur von dafür qualifiziertem Fachpersonal gemacht werden!
Die dicken Torx Schrauben lösen (sind sehr fest), dann kann der Airbag
zu seinem Fahrerkollegen an einen sicheren Ort. Die ganzen M6
Sechskantmuttern sind schnell mit einem 10er Steckschlüssel gelöst, nun
kann auch der Blechrahmen entnommen werden.
Jetzt kreist die
Stichsäge! Alles was einem kultivierten Mitteltongehäuse im Wege ist
wird gnadenlos weggesägt. Ist das Blatt zu kurz, kann man sich in
Handarbeit mit dem Blatt einer Metallbügelsäge helfen. Der Luftkanal
der hinten entlang zu den A-Säulen läuft sollte dabei aber erhalten
bleiben. Um die Dramatik zu steigern hab ich das natürlich IM Auto
gemacht, hier das Video dazu: Stichsägenmassaker II (23MB, wmv)
Nun wird das
Armaturenbrett wieder ins Auto gesetzt und die Seiten sowie der Boden
des Gehäuses mit 10mm Multiplexbrettern gebaut. Der Stahlring ist extra
für die Chassis gedreht worden und sollte für beste Stabilität später
direkt auf den Kanten der Bretter zum Halten kommen – also hier schon
sehen das man den Ring auf beiden Seiten möglichst direkt auf sich
ausrichtet.
Hier sollte man schon
sehen dass man mittels eines unter das Bodenbrett geschraubten Winkels
(Bild 037) eine stabile Verbindung zur Karosserie bekommt, da eignet
sich prima der originale Haltepunkt (M5 Gewinde) des Armaturenbretts
der der Säge zum Opfer gefallen ist.
Passt es soweit werden
die 3 Bretter miteinander verleimt, und mittels Karosseriekleber und
Schrauben mit dem Armaturenbrett verbunden.
B
Im vorigen Bild schon
zu sehen, jetzt sollte es spätestens passieren – der hintere Teil
unseres Gehäuse würde mit Holz nur sehr aufwändig zu machen sein, also
wird alles gut abgeklebt und mit ein paar Glasfasermatten und Harz
laminiert. Damit sich das GFK nirgends aufhängt und man das
Armaturenbrett nur nach vorn hin herausbekommt, muss man unter der
Folie etwas unterfüttern das man eine nach vorn abfallende Linie
bekommt. Da die Luftkanäle sehr stabil sind und sich gedämmt als
Gehäuseerweiterung eignen, werden sie bei dieser Gelegenheit gleich mit
anlaminiert.
Wenn man den Ring
akribisch genau ausgerichtet und ihn mit etwas Heißkleber fixiert hat,
wird er nun an den Seiten mittels Glasfaserspachtel festgesetzt.
Um der Geschichte mehr
Stabilität zu geben, bohrt man an der Verbindungsstelle GFK – Luftkanal
viele Löcher (rote Markierungen) wo sich das Harz richtig festkrallen
kann…
…und laminiert von hinten noch 2 Lagen darüber.
Um die spätere Form
schon relativ genau hinzubekommen bietet es sich an, ein Drahtkonstrukt
zu machen. Für die Drahtenden werden kleine Löcher gebohrt wo sie mit
einem Tropfen Heißkleber befestigt werden.
Dann wird die Form mit Formvlies bespannt, auf Holz kann man es prima tackern, woanders hilft die Heißklebepistole.
Nun wird nach
Herstellervorgaben Harz angerührt, und das Vlies kräftig mit Harz
getränkt, wichtig ist das es ganz durchdringt, also schön mit dem
Pinsel ‚einreiben’ und evtl. von innen nachstreichen. Dann werden noch
3 Lagen Glasfasermatten für die nötige Stabilität aufgetragen.
Nachdem man das
ausgehärtete Konstrukt mittels Flex und grober Schleifscheibe allen
überflüssigen Materials entledigt hat wird Glasfaserspachtel
aufgetragen. Wichtig ist hier, das man den Spachtel nur bis zur Kante
des Armaturenbretts aufträgt, eine dünne Schicht Spachtel auf der
flexiblen Oberfläche würde wieder abbröckeln.
Nach erstem groben
Schliff mittels Schwingschleifer und 60er Papier kann man die Kontur
der Türverkleidung anzeichnen und entsprechend beim weiteren
Aufspachteln berücksichtigen.
Hier ist das Ergebnis
deutlich zu erkennen. Die Gehäuse sind mittlerweile komplett fertig
geschliffen, es muss nicht feiner als mit 60er oder 80er Papier
geschliffen werden. Das komplette Material des Armaturenbretts sollte
jetzt ebenfalls noch angeschliffen werden das später das Leder besser
drauf hält.
Nun wird der
Luftkanal, der als Volumen mitgenutzt wird, 2-lagig mit Alubutyl
gedämmt. Die Öffnung links wird, leider nicht im Bild, mit einem mit
Karosseriekleber eingesetzten Multiplexbrettchen verschlossen so dass
ein dichtes Volumen entsteht.
Jetzt muss das
Armaturenbrett zum Sattler, da nur er die Naht über dem Airbag setzen
darf. Hier sollte man sich vorher über seine Qualifikation sowie den
Preis erkundigen, es gibt preislich wie auch qualitativ große
Unterschiede. Auch sollte man ihm alle Lüftungsdüsen und Rahmen
mitgeben die hineinkommen, das er den Platz dafür einplanen kann und
gegebenfalls die Kanten nacharbeitet. Hat man es wieder, geht es an den
Zusammen- und Einbau in umgekehrter Reihenfolge. Die Gehäuse werden
noch mit einem Loch für das Anschlusskabel versehen welches mit
Heißkleber abgedichtet wird und dies sowie der Luftkanal erhalten eine
Füllung mit Dämpfungsmaterial. Die Lautsprecher unbedingt direkt auf
den massiven Ring setzen, nicht mit Leder dazwischen, und entweder
verkleben oder mit einem ganz dünnen Dichtmaterial versehen, um
maximale Kraftschlüssigkeit für maximale Dynamik zu erhalten.
Fazit
Ein großer Aufwand, der mit Individualität und maximalen Klanggenuss belohnt wird. Anmerkung: Die hier verwendeten Mitteltöner Visaton AL 130 M wurden zum Erreichen des gewünschten Einbaudurchmessers auf 130mm abgedreht und neue Befestigungslöcher gebohrt.
Material:
Ca. 1,5l Polyesterharz Palatal U 570 – ca. 6€/l – www.ross-fisch.de
Ca. 1m² Glasfasermatte 450gr – ca. 2€/m² - www.ross-fisch.de
Ca. 50x50cm Alubutyl – www.carhifi-store-buende.de
1 Beutel Sonofil – www.carhifi-store-buende.de
1kG Glasfaserspachtel ‚Lutrix’, ‚Troton’ – ebay
Multiplexzuschnitt, Winkel etc. – Baumarkt
Bielastisches Kunstleder – ca. 2,5lfm – 25€/lfm – www.carhifi-zone.de